Das Berliner Theaterensemble „Limited Blindness“ zeigt:
Funken der Liebe
Das Berliner Theaterensemble „Limited Blindness“ zeigt: Funken der Liebe
18,00 €
Direktverkauf an der Abendkasse.
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Live-Hörspiel-Performance auf Grundlage des ersten deutschen Funkdramas “SOS…rao rao… Foyn” von Friedrich Wolf aus dem Jahr 1929
Es dürfte den Oranienburgern kaum bekannt sein, dass die Geschichte zweier Rundfunkpioniere auf verstrickte Weise mit der Stadt Oranienburg verbunden ist. Friedrich Wolf schuf mit „SOS … rao rao … Foyn – Krassin rettet Italia“ das erste auf Tonträger aufgezeichnete Hörspiel Deutschlands. Später wird er nach Exil und Heimkehr als Autor in Lehnitz seine letzte Wohnstätte finden.
Auch das Schicksal des Regisseurs des Stückes, Adolf Braun, des ersten populären Rundfunkreporters und Live-Moderators, ist mit der Stadt Oranienburg verbunden. Als Mitglied der SPD wurde er verhaftet und kam 1933 als einer der ersten Gefangenen in „Schutzhaft“ der SA im KZ Oranienburg in der alten Brauerei in der Berliner Straße.
Diese Verknüpfung war noch nicht bekannt, als die Landschaftsarchitekten Beissert und Hengge nach dem Hörspiel Friedrich Wolfs genau gegenüber der Gedenkstätte des Konzentrationslagers den Themenpark „Krassin rettet Italia“ schufen, der wegen seiner ungewöhnlichen Gestaltung Aufmerksamkeit erregt und bei Bewohnern und Gästen immer noch einige Fragezeichen hinterlässt. Seine Geschichte wurde sehr lebendig und nahbar, als schon 2013 Schüler des Mosaik-Gymnasiums unter Leitung ihres Lehrers Andreas Oehme aus dem Hörspiel eine szenische Performance entwickelten und den Park als Bühne nutzten.
Jetzt gibt es die einmalige Gelegenheit, mit einem spannenden und ungewöhnlichen Gastspiel im Theater im Werk, diese Fassetten der Stadtgeschichte ganz neu zu erleben.
Ein Radio-Relikt der Völkerverständigung
Die Live-Hörspiel-Performance führt zurück an einen Ur-Moment der Radiokunst: Das älteste deutsche erhaltene Hörspiel »SOS … rao rao … Foyn« von Friedrich Wolf wird von sechs Spieler*innen live performt. Friedrich Wolfs Funkdrama feiert die Entstehung des Funks als bahnbrechendes Medium globaler Völkerverständigung. Die Berliner Theatergruppe Limited Blindness blickt zurück mit der akuten Frage: »Wie verhalten wir uns heute im und gegen den unaufhörlichen Stream aus Funk und Information?«
Im Jahr 1928 stürzte das Luftschiff Italia auf Nordpolmission auf eine Eisscholle. Allein ein Kurzwellenradio bleibt, um nach Hilfe zu funken. Nach Tagen nimmt ein sowjetischer Amateurfunker den Ruf auf und leitet ihn weiter. Es entsteht ein weltweites Netz von Privatfunkern, Radiostationen und Militärfunk, das die Rettungsaktion koordiniert. Als die Gestrandeten nach 49 Tagen gerettet werden, haben erstmals Millionen gemeinsam live am Radioapparat mitgefiebert.
Friedrich Wolfs unmittelbar darauf entstandenes Funkdrama »SOS … rao rao … Foyn« dokumentiert und feiert diese globale Solidaritätsaktion in Union aus Mensch und Radiofunk. Die Performer*innen von Limited Blindness blicken mit der Erfahrung der heutigen Kommunikationsfluten zurück auf diese euphorisch-utopische Stimmung. Spätestens unter Corona wurde virulent, wie gewaltig unser Alltag und Zusammensein sich durch Kommunikationsmedien verschiebt. Wer manipuliert die Informationswellen? Wer wird ausgeschlossen oder schaltet freiwillig ab? Die Spieler*innen entdecken fragend, sprechend, gestikulierend und singend das halb vergessene Radiorelikt »SOS … rao rao … Foyn« als einen Ur-Mythos unserer Informationsgesellschaft – mitsamt seinem utopischen Versprechen.
VERANSTALTER
Friedrich-Wolf-Gesellschaft e.V.
REGIE & TEXT
Heiko Michels
SOUND & MUSIK
Marc Weiser
PERFORMER*INNEN
Caroline du Bled
Ina Jaich
Dirk Lüdemann
Thomas Gerber
Marc Weiser
Heiko Michels
Die Audiofassung von »Funken der Liebe« wurde im März 2022 von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats nominiert.
Pressestimmen
Sprachgewitter
25.03.2022, Süddeutsche Zeitung
Das erste erhaltene deutsche Hörspiel hat 1929 die Rolle des jungen Rundfunks reflektiert. Funken der Liebe adaptiert dieses Stück klug und klangvoll für die Gegenwart. Das Stück ist weitaus mehr als ein bloßes Remake. Zwar folgt es dem Manuskript Wolfs, ergänzt es inhaltlich und akustisch aber noch um etliche Aspekte. Die Beschleunigung medialer Kommunikation, die mit der Nutzung der Funkwellen einsetzte, denkt Heiko Michels in seinem Stück weiter bis in die Gegenwart. Speziell den Aspekt, wer diese Kommunikation beherrscht, wer die Mittel und die Befähigung dazu hat; und was mit jenen ist, die ausgeschlossen bleiben (wollen).
Stefan Fischer (Süddeutsche Zeitung)